Leben gegen den Trend

Palmsonntag und Heilige Woche

Liebe Schwestern und Brüder im Berneuchener Dienst, liebe Gäste unserer Internet-Seite,

mit dem Palmsonntag gehen wir hinein in die Woche, die uns mitnimmt auf den Weg Jesu: erst bejubelt, dann verraten, gefangen, geschlagen, gekreuzigt. Es ist Sein Weg der Liebe – und der ist nicht leicht zu verstehen, wie so vieles in diesen Tagen. Über diesen Weg lesen wir im Hebräerbrief:

„… lasst uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist, und aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens, der, obwohl er hätte Freude haben können, das Kreuz erduldete und die Schande gering achtete und sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones Gottes.“ (Hebr 12,1-2)

Diese Worte sind an Menschen gerichtet, die es schwer hatten mit sich selbst, die mutlos geworden waren in den Beschwernissen und Anfechtungen ihres Lebens, im Leid. Ihnen legt der Verfasser dieser Zeilen nahe, sich an Jesus Christus zu orientieren, dem „Anfänger und Vollender des Glaubens“. Er ist der Mensch, der sich in allem ganz auf Gott verlassen hat, sogar als Er sich selbst von Gott verlassen fühlte.

Von Gott verlassen, so mögen wir uns manchmal vorkommen in dieser anstrengenden Zeit, in der uns die Sorge um die Zukunft in fast ungeahnter Weise bedrängt. Wir können diese Gedanken nicht einfach wegschieben, aber wir können versuchen, ein anderes Bild darüber zu legen und auf Jesus blicken, Ihm unsere Last unter Sein Kreuz legen.

Am Anfang der Karwoche, der Heiligen Woche steht der Einzug Jesu in Jerusalem. Die Menschen sehen zu dem auf, den sie als den Messias Gottes feiern. Sie huldigen Ihm mit Palmzweigen und Hosianna-Rufen. Aber nur wenige Tage später werden sie auf Ihn herabsehen, obwohl, ja weil Er hoch über ihnen am Kreuz hängt und um der Liebe willen einen schmachvollen Tod stirbt. Dabei wäre es doch richtig, gerade in diesem Augenblick zu Ihm aufzusehen, weil hier etwas geschieht, das ihrem, unserem Leben eine neue Richtung geben kann. Im Wochenspruch heißt es: „Der Menschensohn muss erhöht werden, damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.“ (Joh 3, 14b.15) Gemeint ist hier zuerst die „Erhöhung“ Jesu am Kreuz, erst danach die Erhöhung zur Rechten Gottes. Der Blick auf das Kreuz kann helfen, heil zu werden trotz der eigenen Anfechtungen und Sorgen, trotz allem, was uns Angst macht und entmutigt.

Der Maler und Dominikanermönch Fra Angelico hat seinen Brüdern im Kloster San Marco in Florenz die Kreuzigung Jesu auf einem Wandgemälde vor die Augen gestellt. Dort finden sich viele Menschen unter dem Kreuz, aber nur ein einziger auf dem ganzen Bild schaut Jesus an, schaut zu Ihm auf. Das ist der „reuige Schächer“, der an Seiner Seite gekreuzigt wird. Was man dort deutlich erkennen kann: Dieser reuige Schächer wird unter dem Blick Jesu heil. Obwohl er selbst am Kreuz hängt und daran sterben wird. Die Haltung dieses Mannes vermittelt den Eindruck, als würde er gleich einen Schritt vom Kreuz weg auf Jesus zugehen, und um seinen Kopf herum erahnt man etwas, das ein Heiligenschein werden könnte. Für mich ist diese Darstellung eine Illustration für das, was der Hebräerbrief uns ans Herz legt: „Lasst uns aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens.“ Denn: Jesus erwidert unseren Blick. Er sieht uns an. Und in Seinem Blick werden wir erkannt und können uns selbst erkennen in unseren Ängsten und Zweifeln, in unserer Suche nach dem Sinn, im Angewiesensein auf Schutz und Zuwendung, in unserer Sehnsucht, vertrauen zu können. Jesu Blick ruht auf uns. Darin liegen unser Leben und unser Heil, das Er uns schenkt durch Seinen Tod und Sein Leben.

Eine in allem und trotz allem gesegnete Heilige Woche wünscht Ihnen Ihre
Sabine Zorn (BD)

 

Fotos: Ralph Frieling, Tom Kattwinkel

 

 

 

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