Leben gegen den Trend

Die Zehn Gebote

Liebe Gemeinde

Die Eltern rügen ihr Kind: „Du sollst uns doch nicht anlügen!“
Daraufhin antwortet das Kind: „Ich soll euch nicht anlügen? Ich sag nur: Weihnachtsmann, Osterhase, Zahnfee“.

Haben Sie heute schon gelogen? Statistisch gesehen werden Sie heute, wenn der Tag zu Ende geht 1,8 mal gelogen haben.
Dabei heißt das neunte Gebot: „Du sollst nicht lügen.“
Aber halt! Genauer heißt es: du sollst kein falsches Zeugnis über deinen Nächsten sagen. Das ist ein kleiner, aber feiner Unterschied.
Eine falsche Aussage belastet den anderen Menschen, beeinflusst die Meinung der anderen und er wird im schlimmsten Falle gemieden – heute würde man sagen gemoppt. In dem Gebot geht es um Beziehungen.

Ich lese aus 2.Mose 20, 1-17 (Basis Bibel)
201Gott sprach alle diese Worte: 2»Ich bin der Herr, dein Gott!
Ich habe dich aus dem Land Ägypten herausgeführt –aus dem Leben in der Sklaverei.
3Du sollst neben mir keine anderen Götter haben!
4Du sollst dir kein Bild von Gott machen! Nichts, was im Himmel und auf der Erde ist und im Wasser unter der Erde, kann ihn darstellen.
5Du sollst keine anderen Götter anbeten und verehren! Denn ich bin der Herr, dein Gott. Ich bin ein eifersüchtiger Gott: Die mir untreu werden, lasse ich nicht davonkommen. Wenn die Väter Schuld auf sich geladen haben, ziehe ich auch die Kinder zur Verantwortung –bis zur dritten und vierten Generation. 6Doch die mich lieben und meine Gebote befolgen, erfahren meine Güte noch in tausend Generationen.
7Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen!
Denn wer das tut, den wird der Herr bestrafen.
8Du sollst an den Sabbat denken! Er soll ein heiliger Tag sein!
9Sechs Tage in der Woche darfst du jede Arbeit tun.
10Aber der siebte Tag ist ein Ruhetag. Er gehört dem Herrn, deinem Gott. An diesem Tag darfst du keine Arbeit tun: weder du selbst noch dein Sohn oder deine Tochter, dein Sklave oder deine Sklavin, auch nicht dein Vieh oder der Fremde in deiner Stadt.
11Denn in sechs Tagen hat der Herr den Himmel, die Erde und das Meer gemacht- mit allem, was dort lebt. Aber am siebten Tag ruhte er. Deswegen hat der Herr den Ruhetag gesegnet und ihn zu einem heiligen Tag gemacht.
12Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren und für sie sorgen! Dann wirst du lange leben in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir geben wird.
13Du sollst nicht töten!
14Du sollst nicht ehebrechen!
15Du sollst nicht stehlen!
16Du sollst nichts Falsches über deinen Nächsten sagen!
17Du sollst nichts begehren, was deinem Nächsten gehört: weder sein Haus noch seine Frau, seinen Sklaven oder seine Sklavin, sein Rind, seinen Esel oder irgendetwas anderes.«

Der allererste Satz lautet: »Ich bin der Herr, dein Gott!
Ich habe dich aus dem Land Ägypten herausgeführt“–aus Sklaverei ins Leben. Eine Aussage, ein Erinnern! –  Kein Gebot oder Verbot.
Und dieser Satz ist der allerwichtigste in unserem Text!
Allein das Wort „Ich bin“ erinnert an den Dornbusch, als Gott zu Mose sagte: „ich bin, der ich bin“– oder anders ausgedrückt; „der ich mit dir sein werde“.
„Ich bin der Herr, dein Gott.“ Mit dem „dein“ setzt er sich in Beziehung zu seinem Volk Israel. Da schwingt die ganze Geschichte Gottes mit seinem Volk mit. Angefangen von Abraham und Sarah und der Verheißung der Nachkommenschaft als Volk. Und sie reicht bis zur Befreiung aus Ägypten und dem Manna in der Wüste. Frei soll sein Volk sein. Leben sollen sie. Sein Volk sollen sie sein – nicht als Sklaven, sondern als freies Volk.
Einen Bund ist er mit ihnen eingegangen, ähnlich wie der Bund der Ehe: genauso liebend, zärtlich, treu, fürsorglich, verbindlich und vergebend.
Einen einzigartigen Bund – so wie sein Volk Israel einzigartig ist. Er ist ein Gott aller Menschen, aber der besondere Bund mit seinem Volk ist unantastbar.
Auf diesem Hintergrund des Bundes sind die 10 Gebote zu verstehen.
Und so ist es nicht verwunderlich, dass Gott keine anderen Götter neben sich haben will, dass er eifernd über diese Beziehung wacht und es ihn kränkt, wenn jemand ihm untreu ist.

So ist der Sabbat heilig dadurch, dass der Mensch ruhen soll, weil Gott auch ruhte. Und in dieser Ruhe kommt der Mensch zu sich selbst, im Miteinander mit anderen und in besonderer Weise mit Gott. In der Feier des Sabbat-Mahls erinnert sich das jüdische Volk an die Befreiung durch Gott. Beim Gottesdienst und Abendmahl erinnern wir uns an Jesus und seine heilsamen Worte und Taten.
Im Alltag vergessen wir oft Gott. Die Ruhe aber bringt uns zur Besinnung – zum Sinn und Nachsinnen über unser Leben. Wer sind wir, woher kommen wir und wohin gehen wir? Woran hänge ich mein Herz? An Reichtum, wie der reiche Jüngling, wie wir es in der Lesung hörten? An Ansehen? An Lust? An unser Ego?
Aus: Den 10 Geboten Gottes setzt der Teufel 1000 Sonderangebote entgegen.   © Hans-Jürgen Quadbeck-Seeger

Wenn Gott zu jedem Menschen eine intensive Beziehung will und pflegt, so ist es nicht verwunderlich, dass er sich eine gute Beziehung unter den Menschen wünscht.
Wünscht das nicht jede Mutter für ihre Kinder? Leidet sie nicht darunter, wenn Geschwister sich entfremden oder gar streiten?
Wie viel mehr dann Gott!
Jesus sagt: „Was ihr einem von meinen geringsten Brüdern und Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan.“
Gott sagt mit den 10 Geboten: „Was ihr einem meiner Menschen getan habt, das habt ihr mir getan.“
So sind die Gebote darauf ausgelegt eine gute Beziehung untereinander zu schaffen.

Luther hat übersetzt: „du sollst nicht stehlen“, „du sollst nicht töten, usw. Dieses „Du sollt nicht“ regt uns zum Widerstand. Wir lassen uns nicht gerne etwas vorschreiben.  Und plötzlich ist unser alter Ego wach und sträubt sich und will allein entscheiden, ohne Rücksicht auf andere.
Wenn wir aber die Gebote auf Beziehung, auf Gemeinschaft auslegen zu Gott und zu den anderen Menschen, so machen sie wahrhaft Sinn.
Gemeinschaft war früher und ist heute elementar. Wir könnten allein nicht oder kaum überleben.

In der hebräischen Weisung / Thora gibt es das Wort „sollen“ nicht.
Eine andere Übersetzung lautet: „Nicht wirst du stehlen“, „Nicht wirst du töten“. Trotz des Imperativs des „Nicht“, weist das „wirst du“ auf Zukunft hin. Eine Zukunft, die Gott sich für uns wünscht. „Nicht wirst du…“ Das klingt, als setzte Gott, im vollen Vertrauen, voraus, dass wir all dieses nicht tun werden, um Vernunft und der Gemeinschaft willen und aus Liebe zu Gott. So sind die 10 Gebote ein Zeichen für ein Leben in Freiheit und eine Zukunft in Gemeinschaft mit Gott und untereinander.
Denn Gott ist für uns: „Ich bin, der ich mit dir sein will“.
Amen: so sei es  –  so ist es.

Predigt: Barbara Neudeck (BD), Diakonin
Foto: pixabay – Thema Glauben

 

 

 

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