Predigt über Mk 8, 29 – 38
Predigerin Barbara Neudeck
29 Und er fragte sie: Ihr aber, wer, sagt ihr, dass ich sei? Da antwortete Petrus und sprach zu ihm: Du bist der Christus! 30 Und er bedrohte sie, dass sie niemandem von ihm sagen sollten.
31 Und er fing an, sie zu lehren: Der Menschensohn muss viel leiden und verworfen werden von den Ältesten und den Hohepriestern und den Schriftgelehrten und getötet werden und nach drei Tagen auferstehen. 32 Und er redete das Wort frei und offen. Und Petrus nahm ihn beiseite und fing an, ihm zu wehren. 33 Er aber wandte sich um, sah seine Jünger an und bedrohte Petrus und sprach: Geh hinter mich, du Satan! Denn du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist.
34 Und er rief zu sich das Volk samt seinen Jüngern und sprach zu ihnen: Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. 35 Denn wer sein Leben behalten will, der wird’s verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der wird’s behalten. 36 Denn was hilft es dem Menschen, die ganze Welt zu gewinnen und Schaden zu nehmen an seiner Seele? 37 Denn was kann der Mensch geben, womit er seine Seele auslöse? 38 Wer sich aber meiner und meiner Worte schämt unter diesem ehebrecherischen und sündigen Geschlecht, dessen wird sich auch der Menschensohn schämen, wenn er kommen wird in der Herrlichkeit seines Vaters mit den heiligen Engeln.
Übersetzung nach: Hoffnung für alle
Liebe Gemeinde,
normalerweise wäre jetzt Faschingszeit. Ich bin ja nicht so der Faschingstyp, aber bei Umzügen sind die Narren, Hexen und Teufel schon imposant anzuschauen.
Aber jetzt wäre mir gar nicht nach Fasching zumute, mit dem Krieg, der in der Ukraine begonnen hat.
Da überlegt man sich schon welche Teufel die Machthaber reiten, dass sie den Frieden riskieren.
In unserem Predigttext nennt einer den anderen einen „den Christus“ und der andere den einen „einen Teufel.“
So stehen Jesus und Petrus sich gegenüber.
Seit Monaten gab es auch Spannungen unter den Jüngern mit Jesus. Sie versehen Jesus nicht. Warum zeigt er nicht endlich seine Macht und jagt die Römer aus den Land und stellt wieder Frieden her.
Aber jetzt sind sie auf den Weg nach Jerusalem, jetzt wird es sich zeigen wer Jesus ist.
Auf Jesu Frage hin: „Wer denkt ihr, wer ich bin?“ sagt Petrus überzeugt: „du bist der Christus!“ und meint damit: du bist der Gesalbte, der erwartete Messias, der König, der uns aus dem Elend herausführt.
Jesu verneint es nicht. Die Jünger werden dadurch Hoffnung geschöpft haben. Das ist die Bestätigung, die sie brauchten. Jetzt ist es klar und offen.
Aber Jesu Verhalten irritiert sie: warum sollen sie schweigen? Laut verkündigen sollte man es! Dann kommt alles ins Rollen, dann beginnt die neue Herrschaft.
Und Jesus geht noch weiter: ich muss leiden, werde verurteilt und werde sterben.
Die Jünger verstehen gar nichts mehr. Petrus, stellvertretend für die anderen will Jesus davon abbringen. Nicht den Tod, sondern das Leben soll er wählen. Die Macht Gottes zeigen. Und wie Gott zu seinem Volk steht und es befreit, wie damals aus der Knechtschaft in Ägypten und der Gefangenschaft in Babylon. Er soll Gottes Sohn den Frieden für Israel bringen.
Seit Monaten steigt bei uns die Spannung, die Auseinandersetzungen. Welcher Weg ist zu beschreiten? Wird es zu einer guten Lösung kommen?
Das kann man für unsere jetzige Situation sagen: die bunten Farben der Friedenszeit verblassen immer mehr und werden zu Grauschattierungen, die jetzt in schwarz enden.
Der Einmarsch Russlands in die Ukraine ist zu einem schwarzen Tag geworden.
Gibt es noch irgendeine Möglichkeit des Friedens? Alle Zeichen sagen: nein. Und dennoch gebe ich die Hoffnung auf Grund unseres Predigttextes nicht auf.
Jesus bringt Frieden, aber nicht mit Gewalt. Nicht mit Schwertern, nicht mit Blutvergießen. Ein Frieden, der mit Waffen geschaffen ist, ist ein erzwungener Frieden. Ein Frieden, in dem es Sieger und Verlierer gibt, ist nur eine Machtverschiebung, oder Machtbehauptung des einen über die anderen.
Die Herrscher dieser Welt reden vom Frieden und rüsten ihr Gefolge mit Waffen aus. Sie bürden Lasten auf, verbreiten Angst, ziehen eine Blutspur durch die Welt. Treten das Recht mit Füßen.
Jesus geht einen anderen Weg: den Weg der Gewaltlosigkeit.
Sein ganzes Wesen, seine Worte und Handlungen wurden von der Liebe Gottes zu jedem Menschen geprägt. Wenn er sich gewehrt hätte oder gar die Macht übernommen hätte, wäre alles, wofür er gelebt hat, nichtig.
Seine Worte und Taten werden aber umso wahrhaftiger und tiefgründiger, in dem er geschehen lässt, was er voraussieht.
Jesus weicht keinen Millimeter von dem Evangelium ab. Das Evangelium: dass Gott all seine Menschen liebt und ihnen nahe sein möchte. Keines seiner Worte nimmt Jesus zurück, als er dazu vom Hohen Rat aufgefordert wird, um sein Leben zu retten.
Jesu Friedensmission wird durch seinen gelebten Frieden erfolgreich sein. Bis heute konnte keine Macht und Gewalt sie stoppen.
Das geschieht, weil Menschen bis heute Jesus nachfolgen.
Jesus spricht von der Nachfolge, sich selbst zu verleugnen und sein Kreuz auf sich zu nehmen.
Jesus nachfolgen, heißt der Liebe nachfolgen. Die ganze Bergpredigt handelt davon: Nicht mehr Auge um Auge, sondern den Kreislauf der Rache durchbrechen. Der Soldat, der einen Hinterhalt fürchtete konnte damals einen Israeliten zwingen, als lebendiges Schutzschild, neben ihm eine Meile zu gehen. Jesus fordert: gehe freiwillig eine weitere Meile mit und sieh in ihm den Menschen und nicht den Feind.
Sich verleugnen, heißt die Mitmenschlichkeit über seine eigene Bequemlichkeit, über dem eigenen Vorteil oder Vorurteil zu stellen. Und so ein wenig Frieden in die Welt bringen.
Das ist nicht leicht, und wir ernten dafür nicht immer Lob und Ruhm. Für sich selbst und andere einzustehen, gegen Ungleichheiten und ungerechte Strukturen zu kämpfen ist gefährlich. Die Demonstranten für den Frieden in Russland werden festgenommen. Russischen Medien, die das Wort Krieg benutzen droht das Aus. An viele Orten dieser Welt sitzen Menschen in den Gefängnissen, werden getötet, weil sie für Gerechtigkeit kämpfen.
Wer zum Gefolge des Messias gehören will, wird ganz und gar zu „seinem“ Menschen, lebt die Ideale des Menschensohns. Nur so wird sich die Friedensmission des Messias erfüllen. Wer ihm nachfolgt, scheut sich nicht, die Worte des Messias nachzusprechen und sie weiterzugeben. Die, die sich dem Menschensohn anschließen, sind im Herzen bereit, alles für ihn herzugeben. Sie tragen das gleiche Zeichen wie er. Sie nehmen das Kreuz und sie tragen es als Erkennungszeichen. Sie bleiben beim Menschensohn, wenn andere sich über ihn lustig machen. Sie reden Worte des Friedens. Sie sind unverbesserliche Optimisten und gehen jedes Risiko ein. Sie suchen nicht das Ihre, sie rechnen das Böse nicht zu. Sie freuen sich an der Wahrheit, sie ertragen alles, sie dulden alles. Sie gehören zum Menschensohn und sind dazu berufen, mit ihm zusammen aufzubrechen.
Frieden liegt nicht in der Macht, liegt nicht im Besitz, liegt nicht im Krieg. Wer daran sein Herz hängt, hat seine Seele verkauft, und verloren. Frieden liegt in der Gewaltlosigkeit, in den Konfliktlösungen, die allen zugutekommen, in der Gemeinschaft, in der Liebe.
Der Aufbruch naht. Wir haben Jesu Aufforderungen im Ohr. Wir haben Jesu Worte im Herzen. Wir haben Jesu Leben vor Augen. Wir wissen, wie er in Jerusalem triumphal empfangen wurde. Wir leiden mit ihm, der für den Frieden und Liebe starb. Jesus hat die Welt und die Gewalt überwunden. Wir glauben, dass sein Frieden die Welt verwandelt. Wir bekennen, dass Jesus der Christus ist, der Friedenskönig.
Und Jesus verspricht: selig sind die Friedensstifter, denn sie werden Gottes Kinder heißen.
Gott gebe unserem Tun und Reden Kraft und Mut. Amen.
Predigerin: Barbara Neudeck