Da gibt es die Redensart: „nach mir die Sintflut“, und meint damit, es jemanden egal ist, was passiert, wenn er geht. Egal, wenn nun alles „den Bach runtergeht“, und alles „Land unter“ ist. So jemand geht in Wut und Enttäuschung weg.
So jemand war Gott, enttäuscht und wütend über die Menschen. Nun hat Gott ein paradiesischer Lebensraum geschaffen und die Menschen wollten trotzdem mehr.
Da waren Eva und Adam, die unbedingt diese eine Frucht essen wollten. Da war Kain, der seinen Bruder Abel ermordete. Die Schöpfung bekam erste Risse. Und als die Menschen sich vermehrten, vermehrte sich auch das Böse: „das Dichten und Trachten ist in ihrem Herzen immerzu böse.“ Und Gott bereute, dass er die Menschen erschaffen hatte.
Er was so enttäuscht, dass er die Menschheit vernichtete, bis auf Noah und die Tiere. Er wollte einen Neustart. Alles auf Reset. Eine Sintflut – die Flut sollte die Sint, die Sünde, hinwegspülen. Mit Sünde ist kein moralischer Maßstab gemeint, sondern bedeutet, die Trennung und Abkehr von Gott.
Wasser soll reinigen. Hier sehen wir eine Parallele zur Taufe, in der wir uns zu Gott bekennen und ein neues Leben beginnen.
Wenn wir eine Krise erleiden, entsteht in uns der Wunsch, alles möge so sein wie früher. Aber wenn alles wie früher ist, kommt es dann nicht unweigerlich wieder zu demselben katastrophalen Ende? Was braucht es denn, damit es nicht wieder ein Tragischen Ende nimmt? Hofft Gott, dass der Mensch sich ändern kann? Das ist die spannende Frage!
Noah sollte einen Kasten, die Arche bauen, mit der er und seine Familie und die Tiere überleben konnten. Ich lese aus 1. Mose 8, 18-22,9,12-17:
18Da ging Noah hinaus – mit seinen Söhnen, seiner Frau und den Frauen seiner Söhne. 19Dann kamen alle Tiere, alles, was kriecht, und alle Vögel. Alles, was sich auf der Erde regt, zog nach Arten geordnet aus der Arche hinaus
20Noah baute einen Altar für den Herrn. Von den reinen Tieren und den reinen Vögeln brachte er einige auf dem Altar als Brandopfer dar.
21Der Geruch stimmte den Herrn gnädig und er sagte zu sich selbst: »Nie wieder will ich die Erde wegen der Menschen verfluchen. Denn von Jugend an haben sie nur Böses im Sinn. Nie wieder will ich alles Lebendige so schwer bestrafen, wie ich es getan habe.
22Solange die Erde besteht, werden nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.«
12Weiter sagte Gott: »Ich schließe diesen Bund mit euch und mit allen Lebewesen bei euch. Er gilt für alle künftigen Generationen.
Und dies ist das Zeichen, das an den Bund erinnern soll: 13Ich setze meinen Bogen in die Wolken. Er soll das Zeichen sein für den Bund zwischen mir und der Erde. 14Wenn ich Wolken über der Erde aufziehen lasse, erscheint der Bogen am Himmel. 15Dann denke ich an meinen Bund mit euch und mit allen Lebewesen. Nie wieder soll das Wasser zur Sintflut werden, um alles Leben zu vernichten. 16Der Bogen wird in den Wolken stehen. Wenn ich ihn sehe, denke ich an den ewigen Bund Gottes mit allen Lebewesen – mit allem, was auf der Erde lebt.« 17Gott sagte zu Noah: »Dieser Bogen ist das Zeichen des Bundes, den ich mit allen Lebewesen auf der Erde geschlossen habe.«
Der Name Noah, hebräisch: Nacham bedeutet „Tröster“, „zum Aufatmen bringen“. Von der jüdischen Tradition hat Noah den Beinamen Menachem, der mit dem kommenden Messias verbunden ist. Es geht also um eine Befreiungsgeschichte, es geht ums lebendige Leben.
Noah steigt mit Familie und Tieren aus der Arche. Wir würden nach so einer Reise, erstmal schauen, wo wir was zu essen und wo wir eine Unterkunft finden. Was macht Noah als erstes? Er arbeitet nicht! Er baut einen Altar. Der erste Altar, von dem in der Bibel die Rede ist. Das ist neu – und entscheidend! Noah handelt anders. Er denkt nicht an sich, er dankt Gott für seine Errettung,
Ein „Errettungs-Dankopfer“, bzw. Gottesdienst.“
Er wendet sich Gott zu. Sein Gottesdienst lässt den Himmel öffnen und mit dem „lieblichen Geruch“ in der Nase, wendet Gott sich Noah zu. Gottes und des Menschen Herz begegnen sich. Dass diese Herzensstimme, die eigene und die von Gott, bekommen Raum und es entsteht eine lebendige Beziehung zwischen ihnen.
Das scheint bei allen Katastrophen der Schlüssel zu sein: dass wir Menschen und Gott an unserer Seite erfahren, die uns helfen, begleiten, trösten, und wieder zum Leben helfen.
Und dann kommt Gottes Stimme, die sagt: „Solange die Erde steht, sollen nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“ Man hört darin förmlich den Herzschlag Gottes. de Taktschlag der Freude, wenn durch die Taktung der Jahreszeiten Früchte wachsen und geerntet werden. Das ist Zukunft für alle Lebewesen.
Also nicht eine Vergangenheit „wie früher“, schafft die Veränderung, sondern der Altar – Sinnbild für die Beziehung zu Gott. Diese Altäre für Gott sehen unterschiedlich aus.
Zum Beispiel: Da ist eine kranke Frau, die unruhig ist und sich nicht traut die Augen zu schließen, um zu schlafen. Das Lied „Befiehl du deine Wege“, alle Strophen gesungen, gaben ihr die Ruhe, die sie brauchte um einschlafen zu können.
Ein Mann, der jeden Abend, Fürbitte für all die Menschen hält, die er kennt, und mit denen er am Tag gesprochen hat und sie alle in Gottes Hände „legt“.
Jemand, der achtsam mit Gottes Schöpfung ist und selbst von den Teelichtern, das Aluminium, der den Docht hält, sammelt, um es dem Wertstoffhof zu übergeben.
Und es gibt viele Beispiele mehr: so werden die Altäre Gottes gebaut, die eine lieblichen Geruch verströmen.
Und Gott? Gott bereut! Es reut ihn die Sintflut.
Er bezieht sich auf denselben Satz wie vor der Sintflut: „das Dichten und Trachten des Menschen böse ist von Jugend auf“. Es bedeutet, dass Gott weiß, dass es einen Riss in der Schöpfung gibt. Der Mensch, er geschaffen hat, kann Böses tun und kann scheitern, aber er kann ebenso Gutes bewirken und sich und andere fördern.
Aber was tut Gott? Gott ändert sich! Aber er handelt anders.
Dreimal wiederholt er sich gegenüber, dass er Noah, allen Menschen und allen Lebewesen ein Bund schenkt: Nie wieder eine Sintflut. Als Zeichen dafür steht der Regebogen, der ihn selbst an sein Versprechen erinnern soll.
Nun vernichtet er nicht, sondern schafft Lebensraum, schafft Freiheit, und lässt den Menschen seinen freien Willen.
Und erst nach der dreimaligen Selbstverpflichtung, bietet er Noah seinen Bund an, der für alle Lebewesen gelten soll.
Dieser Bund sagt: du Mensch, du bist mein geliebtes Kind. Was du auch tust, ob du scheiterst oder dir vieles geling. Du bist die Mühe wert: ich werde mich immer um dich bemühen. Ich werde dich nicht im Stich lassen. Ich will dir immer wieder einen neuen Anfang ermöglichen. Ich will dich begleiten und behüten und dir meinen Segen geben: dir und allen Lebewesen.
Gott sei Dank und Amen: so sei es.
Predigerin: Barbara Neudeck, Diakonin (BD)
Bild: pixabay Regenbogen



