Leben gegen den Trend

Suse Rieber

Nachruf für Suse Rieber (07.02.1937-02.11.2024)

Am 2. November 2024 verstarb nach langer Krankheit unsere langjährige geistliche Leiterin Suse Rieber im Alter von 87 Jahren. Wir sind dankbar für viele wichtige Impulse und unzählige Begegnungen, die sie in unserer Gemeinschaft gesetzt hat.
Ihren Lebensweg begann Suse Rieber am 7. Februar 1937 in Mössingen als zweites von vier Kindern des Forstobermeisters Otto Rieber und seiner Frau Margarete.
Schon früh interessierte sie sich für religiöse Themen und stellte eigene Fragen, wie die nach der Trennung der Konfessionen oder der Wortlastigkeit des württembergischen Gottesdienstes. Bereits als Jugendliche kam sie in Kontakt mit den Ideen der Berneuchener Bewegung.

1958 lernte sie Kloster Kirchberg kennen und war seitdem regelmäßig dort – als ehrenamtliche Mitarbeiterin, als Tagungsleiterin und als Mitglied in verschiedenen Gremien. Früh lernte sie Waltraut von Lamezan (1922-2020), die dem Berneuchener Dienst angehörte, kennen. Bis zu Waltraut von Lamezans Tod war sie eng mit ihr verbunden.
Dem Berneuchener Dienst trat Suse Rieber am 1. September 1962 bei.

Ihr war es immer ein Anliegen, dass Menschen Kloster Kirchberg und die Tradition der Berneuchener Bewegung kennenlernen. So begründete sie im Jahr 1968 die Feriengemeinschaft, eine Sommerfreizeit für Familien, die für viele Menschen zur prägenden Kindheitserfahrung wurde. Über mehrere Jahrzehnte bot sie Tage der Stille und Einkehr an und leitete gemeinsam mit den geistlichen Leitern des Hauses die Feier der Kar- und Ostertage. Ihr war wichtig, dass Menschen in Stille, Meditation und der Feier der Liturgie eigene geistliche Erfahrungen machen. Suse Rieber hat sich mit vielen theologischen Themen auseinandergesetzt und diese so durchdrungen, dass sie sie in verständliche Sprache übersetzen und so vielen Menschen für deren Alltag zugänglich machen konnte.
Ab 1971 gehörte Suse Rieber dem Vertrauensrat des Berneuchener Dienstes an. Ab 1973 übernahm sie Verantwortung im Beirat (heute Verwaltungsrat) des Vereins Berneuchener Haus.

Von 1986 bis 2006 war sie als Vertrauensfrau Sprecherin des Konvents Baden-Württemberg.
Suse Rieber hatte die Gabe der Seelsorge und geistlichen Begleitung. Unzählige Menschen, nicht nur aus dem Berneuchener Dienst, hat sie auf dem geistlichen Weg begleitet. Ihre große Offenheit, ihre geistliche Tiefe und ihre große Klarheit waren vielen Menschen hilfreich insbesondere bei Entscheidungen und in Krisenzeiten.

Die regelmäßige Feier der Eucharistie war für Suse Rieber existenziell. Ab 1990 war sie verantwortlich für die Organisation der regelmäßigen Eucharistiefeiern des Berneuchener Dienstes in Stuttgart. Für den Dienst am Altar hat sie von der Württembergischen Landeskirche die Ordination erhalten. Von der Verantwortung für die Organisation der Eucharistiefeiern wurde sie erst 4 Wochen vor ihrem Tod entpflichtet.

Wie Suse Rieber die Eucharistiefeiern gestaltet hat, war prägend. In großer Ruhe und Präsenz stand sie den Feiern vor. Die von Paul Kramer (EMB,1913-1999) formulierten liturgischen Texte haben sie geprägt. Es ist ihr zu verdanken, dass diese Tradition im Berneuchener Dienst weiterlebt.

Von 1993 bis 2013 war Suse Rieber geistliche Leiterin des Berneuchener Dienstes und hat in dieser Zeit wichtige Impulse gesetzt. Als Vertrauensfrau hatte sie schon lang die Entwicklung des BD hin zu einer von der Evangelischen Michaelsbruderschaft formal unabhängigen geistlichen Gemeinschaft begleitet. Mit der Einführung von im Gottesdienst getragenen Gewändern, einem Zeichen und der Überarbeitung der sechs grundlegenden Sätze zu einer geistlichen Lebensordnung setzte sie entscheidende Impulse zur vollständigen Eigenständigkeit des BD. Nach ihrer Entpflichtung vom Amt der geistlichen Leiterin blieb sie bis zu ihrem Tod als beratende Seniorin Mitglied des Vorstands.

Suse Rieber suchte schon früh den Kontakt zu anderen evangelischen geistlichen Gemeinschaften und Kommunitäten. Wichtig war ihr auch die Präsenz auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag. Es ist unter anderem ihrer Initiative zu danken, dass es bis heute auf den Kirchentagen ein gemeinsames Mittagesgebet der Kommunitäten und geistlichen Gemeinschaften mit anschließender Möglichkeit zur Einzelsegnung gibt.

Das Zeichen für den Berneuchener Dienst fand Suse Rieber in einer Ikone des Schweizer Theologen, Goldschmieds und Ikonographen Josua Boesch. Intensiv hat sie seinen Auferstehungsweg, einen Zyklus von acht Metall-Ikonen, meditiert. Die Ikone mit dem Titel „Berufen“ bildet die Grundlage für unser Zeichen. Das auf dem Kopf stehende Dreieck symbolisiert die Heimat im Himmel und die Sendung in die Welt. Die Taube als Symbol des Heiligen Geistes erinnert an unsere Berufung durch die Taufe. Der Kreis, der alles umgibt, ist Symbol der Gemeinschaft.

Die Ikonen Josua Boeschs haben Suse Rieber über Jahre begleitet. Es war ihr ein großes Anliegen, dass seine Ikonen in Kloster Kirchberg gezeigt werden. Die für 2020 geplante Ausstellung konnte wegen der Corona-Pandemie nicht stattfinden. Die Planungen für die im Frühjahr 2025 stattfindende Ausstellung hat sie bis zuletzt unterstützend begleitet.
Viele Menschen, nicht nur aus dem Berneuchener Dienst, sondern auch aus ihrem persönlichen Umfled und von ihren verschiedenen beruflichen und ehrenamtlichen Wirkungsorten, haben am 13. November bei einer Trauerfeier auf dem Friedhof in Leonberg-Höfingen und anschließender Eucharistiefeier in Leonberg-Gebersheim Abschied genommen. Neben aller Trauer stehen die Dankbarkeit und die christliche Auferstehungshoffnung im Vordergrund.

Wir vertrauen darauf, dass Suse Rieber nun schaut, was sie geglaubt hat.

Text: Dr. Sabine Bayreuther (Geistliche Leiterin des BD)
Foto: bekannt

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