Manchmal stehen wir auf
Stehen wir zur Auferstehung auf
Mitten am Tage
Mit unserem lebendigen Haar
Mit unserer atmenden Haut.
Nur das Gewohnte ist um uns.
Keine Fata Morgana von Palmen
Mit weidenden Löwen
Und sanften Wölfen.
Die Weckuhren hören nicht auf zu ticken
Ihre Leuchtzeiger löschen nicht aus.
Und dennoch leicht
Und dennoch unverwundbar
Geordnet in geheimnisvolle Ordnung
Vorweggenommen in ein Haus aus Licht.
(Marie Luise Kaschnitz)
Liebe Leserinnen und Leser unserer Internetseite,
es sind Gedichte wie das von Marie Luise Kaschnitz, die mir ein neues Verständnis von Auferstehung als „Auferstehung mitten im Leben“ erschlossen haben.
Die Gedichtzeilen drücken eine existentielle Erfahrung aus, die viele Menschen kennen: Die Erfahrung, aus Dunkelheit, Verzweiflung, Trauer, Angst oder Hoffnungslosigkeit unerwartet wieder „aufzustehen“, mitten im Alltag. Dabei im gewohnten Alltag erfahren dürfen, für Momente aufgehoben zu sein in einer größeren Ordnung, sich geborgen fühlen, wie in einem Haus aus Licht.
Nur: Was hat diese alltägliche Erfahrung von Auferstehung, die mitten in unserem Leben geschieht, mit dem Glauben an die Auferstehung Jesu zu tun?
„Auferstehung“ ist für viele Menschen ein Bild der Hoffnung, dass die Erfahrung eines gerechten und lebenspendenden Gottes stärker ist als die Erfahrung des Scheiterns, des Unrechts und des Todes. „Auferstehung“ ist Ausdruck des Glaubens, dass die Geschichte Jesu und seiner Bewegung sich fortsetzt in unseren eigenen Auferstehungsgeschichten.
Christus ist auferstanden – Halleluja.
Ihre
Margret Häßler (BD)
Foto: Rudolf Happel